Die Auswahl der richtigen Stanzpresse ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die langfristig die Produktivität, Effizienz und Rentabilität Ihres Betriebs beeinflusst. Der Kauf birgt jedoch zahlreiche Missverständnisse, die zu kostspieligen Fehlern, ungenutztem Potenzial oder frustrierenden Einschränkungen führen können. Welche Mythen gibt es also:
1. „Höhere Tonnage ist immer besser“
Missverständnis: Man könnte annehmen, dass das ultimative Ziel die maximale Tonnage ist und dass größere Pressen kleinere Aufträge problemlos bewältigen.
Wirklichkeit: Große Pressen haben durchaus Nachteile: Sie sind teurer im Anschaffungspreis, benötigen mehr Platz, verbrauchen mehr Energie und können durch zu hohe Kraft feine Bauteile oder Werkzeuge beschädigen. Lösung: Berechnen Sie genau die maximal benötigte Spitzen-Tonnage für die anspruchsvollsten Aufträge, die Sie erwarten (basierend auf Materialart, Dicke, Loch- und Kantenabständen). Wählen Sie eine Presse mit ausreichendem, aber nicht übermäßigem Reservepolster (üblicherweise 15–25 %), um Sicherheit und Zukunftssicherheit zu gewährleisten.
2. Sich ausschließlich auf den Kaufpreis konzentrieren
Fehlannahme: Den Preis der Anfangsmaschine nahezu als alleinige Grundlage für die Kaufentscheidung verwenden.
Wirklichkeit: Die Gesamtbetriebskosten (TCO) setzen sich aus weitaus mehr zusammen:
Werkzeug- und Formenbau: Werkzeugtauglichkeit und Kosten für Werkzeuge.
Energie: Vor der Nutzung neuer Maschinen sind mehr oder weniger effiziente Maschinen teuer im Betrieb.
Wartung – Komplexität sowie Verfügbarkeit und Kosten von Ersatzteilen und Serviceleistungen.
Ausfallzeiten: Maschinen, die sich als unzuverlässig erweisen oder deren Service schwierig ist, verursachen enorme versteckte Kosten.
Bedieneranforderungen und Schulung: Die Benutzerfreundlichkeit wirkt sich auf die Effizienz aus.
Phase: Bewertung der Gesamtbetriebskosten (TCO). Was wie eine moderate Erhöhung der Anschaffungskosten für eine robuste, effiziente und wartungsfreundliche Maschine aussieht, kann sich langfristig in riesige Einsparungen umsetzen.
3. Vernachlässigung der Werkzeugkompatibilität und -flexibilität
Missverständnis: Die Annahme, dass jede Presse leicht mit gängigen Werkzeugen kompatibel ist oder dass die Geschwindigkeit und Flexibilität beim Werkzeugwechsel überbewertet werden.
Realität: Es gibt erhebliche Unterschiede bei den Werkzeugsystemen (z. B. türmchenbasiert vs. schienenbasiert). Die Bindung an ein System erzeugt eine trügerische Freiheit zu hohen Kosten: proprietäre Systeme, Exklusivität und fehlende zukünftige Optionen. Umgebungen mit hoher Produktvielfalt führen aufgrund langsamer Rüstzeiten zur Einbuße der Produktivität.
Lösung: Verwenden Sie nach Möglichkeit bevorzugte Pressen, die eine weit verbreitete Standardisierung von Werkzeugen unterstützen. Bewerten Sie die Leichtigkeit und Schnelligkeit des Werkzeugaustauschs (automatische Indexierung, Schnellwechselsysteme). Die Größe oder Kapazität des Turms oder der Werkzeugstation muss auf Ihr Teilespektrum abgestimmt sein.
4. Unterschätzung der Automatisierungs- und Integrationsanforderungen
Missverständnis: Möglichkeit, nur die Stand-Alone-Lochstanzpresse in Betracht zu ziehen, ohne die positiven Aspekte der Automatisierung des Materialhandlings (Lader/Entlader) und/oder ohne Integration mit CAD/CAM-Software und Fabriksystemen zu nutzen.
Realität: Manuelles Be- und Entladen belastet Durchsatz und Arbeitskosten. Das Fehlen einer Softwareintegration bildet eine Engstelle bei Programmen und dem Datenfluss. Eine spätere Automatisierung kann sich als herausfordernd oder unmöglich erweisen.
Lösung: Seien Sie klar und realistisch bezüglich aktueller und zukünftiger Produktionsniveaus sowie arbeitsbedingter Einschränkungen. Wählen Sie eine Presse, die für die Automatisierung vorbereitet ist (standardisierte Schnittstellen, Montagepunkte), und die einfach mit Ihrer CAD/CAM-Software kompatibel ist, um effizient mit Verschachtelung und Programmierung arbeiten zu können.
5. Ignorieren von Service, Support und Schulung
Missverständnis: Sie gehen davon aus, dass alle Hersteller ähnliche Service-, Support- und Schulungsleistungen bieten, und legen bei ihrer Kaufentscheidung großes Gewicht auf einen niedrigen Preis zu Lasten dieser entscheidenden Faktoren.
Tatsache: Ausfallzeiten sind sehr kostspielig. Schlechte technische Unterstützung, unregelmäßige Beschaffung von Ersatzteilen oder fehlende Schulungen lähmen den Betrieb. Eine preiswerte Maschine ist äußerst kostspielig, wenn sie nicht funktioniert.
Antwort: Informieren Sie sich über den Ruf des vom Hersteller in Ihrer Region angebotenen Services. Erkundigen Sie sich über die Garantiebedingungen, die Verfügbarkeit der Ersatzteile und die durchschnittliche Bearbeitungszeit. Berücksichtigen Sie neben dem Preis auch die Qualität der verfügbaren Bedienungs- und Wartungsschulungen. Wählen Sie einen Partner statt nur einen Lieferanten.
6. Zukünftige Anforderungen und Skalierbarkeit außer Acht lassen
Missverständnis: Kauf einer Presse, die lediglich für die aktuellen Auftragsanforderungen geeignet ist und keine Erweiterung oder Diversifizierung ermöglicht.
Realität: Die Anforderungen der Wirtschaft verändern sich. Eine Maschine (hinsichtlich Tonnage/Bettgröße/Werkzeugkapazität/Geschwindigkeit) kann schnell durch neue Produkte, neue Materialien oder höhere Stückzahlen überfordert sein.
Die Lösung: Denken Sie strategisch. Welche Anforderungen könnten Sie in den nächsten 3-5 Jahren haben? Eignet sich die Presse auch für etwas dickere Materialien oder größere Blechformate? Besteht Potenzial bei Geschwindigkeit oder Automatisierung? Gehen Sie eine angemessene Skalierung voran.
Inhaltsverzeichnis
- 1. „Höhere Tonnage ist immer besser“
- 2. Sich ausschließlich auf den Kaufpreis konzentrieren
- 3. Vernachlässigung der Werkzeugkompatibilität und -flexibilität
- 4. Unterschätzung der Automatisierungs- und Integrationsanforderungen
- 5. Ignorieren von Service, Support und Schulung
- 6. Zukünftige Anforderungen und Skalierbarkeit außer Acht lassen